I. Die Jubiläen im Überblick

100

FC Ensdorf

SV Borussia Körprich

SC Viktoria Hühnerfeld

FV Lebach

SV Oberwürzbach

TuS Wiebelskirchen

 

II. Einzelkritik ausgewählter Festschriften

100 Jahre FC Ensdorf

Seiten: 52 ( selbst durchgezählt, da nicht angegeben )

Format: DIN A 4

Bewertung: Kat. 8

 

Was uns der FC Ensdorf als einer der Pioniervereine im Saargebiet zu seinem 100-jährigen Jubiläum präsentiert ist ein typisch unschönes Beispiel dafür, welchen Umgang viele Vereine heutzutage mit ihrer Vereinsgeschichte pflegen. Nämlich einen derart schlechten, daß uns vor der Zukunft Angst und Bange wird. Wir wissen gar nicht so recht, wo wir mit unserer Kritik anfangen sollen, es ist (fast) alles nur mies. Die Vereinsgeschichte wird auf zwei Seiten dahingeschmiert ( daß man in der Saison 1973/74 der Regionalliga Südwest, damals zweithöchste Spielklasse, angehört hat, wird nur in einem Nebensatz erwähnt ), die aktuellen Mannschaftsbilder sind nicht mit Namen untertitelt, und weil die genaue chronologische Zuordnung nicht möglich ist, hat man ältere Aufnahmen einfach ans Ende drangehängt. Dem "Jugendfußball im FC Ensdorf" widmet man ganze 15 Sätze, bei den "Frauen" sind es ein paar mehr. In Anlehnung an Goethes Faust bleibt da nur zu sagen: Heinrich ! Mir graut´s vor dir !

 

100 Jahre SC Viktoria Hühnerfeld

Seiten: 72

Format: DIN A 5

Bewertung: Kat. 7

 

Es gibt schon Einiges, was uns an der Festschrift des SC Viktoria Hühnerfeld überhaupt nicht gefällt. Das fängt schon damit an, daß man nach dem 1. Weltkrieg dem "Süddeutschen Fußball- und Leichtathletikverband" beitrat ( Seite 21 ). Diesen gab es aber erst ab Oktober 1927 ( nach erfolgter Fusion des Süddeutschen Fußball-Verbandes mit dem Süddeutschen Leichtathletik-Verband ). Dann wird behauptet, die erste Mannschaft habe innerhalb von fünf Jahren zweimal den Meistertitel gewonnen: "1921 Meister der A-Klasse, 1922 Meister der A-Klasse Bliesgau" ( Seite 21 ). Das stimmt natürlich nicht, genausowenig wie die Behauptung, man sei 1931/32 Meister der Kreisliga geworden ( Seiten 23 und 25 ). Wir lösen auf: In der Saison 1921/22 wurde der Verein Meister der A-Klasse im Gau Blies ( auch Bliesgau genannt ), ebenso in der Saison 1924/25; letzteres ist überhaupt nirgends erwähnt. Beide Meisterschaften wurden übrigens ohne Niederlage errungen. Was nun die Saison 1931/32 betrifft, so wurde man nicht nur nicht Meister, sondern stieg noch in die A-Klasse des Gaues Blies ab. Wie man eine derartige Unkenntnis an den Tag legen kann ist uns ein Rätsel. Immerhin: Vereinzelt zeigen sich gute Ansätze, etwa bei der Nennung des Gaues ( Seite 21: Bliesgau ) oder der Bezeichnung der Spielklasse ( Seite 23: Kreisliga Mittelsaar ). Daß man 1943 "eine Kriegsmeisterschaft" gewann, ist zutreffend. Wir ergänzen: es war die Meisterschaft der Kreisklasse 2 Gruppe 2 des Kreises Saarbrücken.

Was nun die Ausführungen bezüglich der Zeit nach 1945 anbetrifft, so begegnet uns der übliche Einheitsbrei ohne Tiefgang. Daß die Mannschaftsbilder der früheren Meistermannschaften wie auch der aktuellen Senioren- und Juniorenmannschaften nicht mit Vor- und Zunamen untertitelt sind, passt mal wieder auch hier.

Daß ganz am Ende der Festschrift Anmerkungen über das Vereinswappen, die Vereinszeitung und den Förderverein zu finden sind, ist dem Grunde nach positiv zu würdigen. Da hätte aber unbedingt in Text und Bild "nachgelegt" werden müssen. So bleibt das Ganze doch nur oberflächlich.

 

100 Jahre SV Borussia Körprich

Seiten: 98

Format: DIN A 4

Bewertung: Kat. 7

 

"Wie einst Real Madrid" - der Vergleich mit dem spanischen Vorzeigeverein, der, stellt man auf dessen finanzielle Dimensionen ab, keiner ist ( Schulden in dreistelliger Millionenhöhe ) - hinkt natürlich, das weiß man auch in Körprich. Gemeint ist, daß man als Meister der Bezirksliga 2011/12 ähnlich konstant und erfolgreich spielte wie die Madrilenen. Das erste, wonach wir fragen, ist natürlich: Welche Bezirksliga ist denn überhaupt gemeint ? Das steht nämlich nicht dabei, zumindest nicht direkt. Wenn man genauer liest, wird man auf Seite 42 fündig: es ist die Bezirksliga Merzig-Wadern. Kann also abgehakt werden. Wünschenswert wäre natürlich gewesen, eine Tabelle mit abzudrucken, dann wäre der Überblick ein noch besserer gewesen. Überhaupt ist die Festschrift viel zu sehr auf die Aktualität bezogen, die Historie selbst ist da - wie es scheint - nur störend. Das Wenige, was da zum Schlechten gegeben wird, ist nicht der Rede Wert. Die Zeit bis 1945 - immerhin gut 3 Jahrzehnte - scheint praktisch nicht zu existieren. Der Beitritt zum SFV, die Jahre der Teilnahme am Spielbetrieb der Gaue West- bzw. Nordsaar - unbekannt ! Und in diesem Stil geht das Ganze weiter. Da hätte man sich durchaus mal einen Blick auf die Publikationen der "Königlichen" gönnen sollen.

 

100 Jahre FV Lebach

Seiten: 122

Format: DIN A 4

Bewertung: Kat. 7

 

Die Festschrift des FV Lebach ist ein schönes Beispiel dafür, wie aus einer durchaus sehenswerten "Verpackung" nicht automatisch auf die Qualität des Inhalts geschlossen werden kann. Der Inhalt - im Großen und Ganzen besteht er aus der Aneinanderreihung von Mannschaftsbildern, wobei von etlichen eine genaue zeitliche Zuordnung nicht mehr möglich ist. Wer etwas aus der Zeit vor 1945 erfahren will, ist ohnehin übel dran. Da steht nämlich nicht viel, und das Wenige offenbart, daß man genaugenommen gar nichts über diese Zeit weiß bzw. an Unterlagen besitzt. Das ist schon nicht mehr grenzwertig. Auch der Zeitraum danach, vor allem die 40-er, 50-er, 60-er und 70-er Jahre ist nahezu nicht existent. Es wird einem schlecht, wenn man sich die heutigen Festschriften der Vereine anschaut, das ist alles Endzeitstimmung, die darin zum Ausdruck kommt. Niemand, der kompetent genug ist, Vereinshistorie vernünftig zu bearbeiten, und auch die ( schlafmützigen ) Verbände scheinen sich dessen nicht bewusst zu sein oder schauen einfach weg. Die Festschrift ist besser als so manch andere Festschrift, die wir in die Bewertungskategorie 7 einstufen, für eine Einstufung in die Bewertungskategorie 6 reicht es aber dennoch nicht.

 

100 Jahre Fußball im TuS Wiebelskirchen

Seiten: 192 ( Softcover )

Format: 16,5 x 23,5 cm

Bewertung: Kat. 4

 

"Vom Eberstein zum Rösen-Park" heißt das Festbuch des TuS Wiebelskirchen, das der Verein anläßlich des 100-jährigen Jubiläum zum Preis von 19,- Euro herausgegeben hat. Daneben erschien eine Festschrift "100 Jahre Fußball im Verein", die die aktuellen Senioren-, Junioren und AH-Mannschaften des Vereins - neben weiteren Informationen - beinhaltet. Warum das so ist, erschließt sich uns überhaupt nicht ! Erst bringt man ein auf den ersten Blick anspruchsvolles Buch heraus und danach schiebt man eine Festschrift nach, die von der Machart dermaßen grottig ist, daß man diese am besten überhaupt nicht zum Buch in Verbindung bringt.

Was das Buch selbst anbetrifft, so soll es - wie man uns mitteilte - von einem Sportjournalisten geschrieben sein. Dieser beeilt sich, in seinem Vorwort darauf hinzuweisen, daß es nicht die Absicht des Verfassers gewesen sei, "eine chronologische Abfolge der Fußballhistorie in Wiebelskirchen auszuarbeiten" ( Seite XXIII ). Was dann aber doch der Fall war, sieht man einmal von den Lücken ab, die vor 1945 bestehen. Und genau deshalb vermutlich die Einschränkung im Vorwort.

Natürlich muß man bei einem Sportjournalisten genauer hinschauen. Erst recht, wenn wir 19 Euronen für so ein Buch hinblättern mußten. Was uns auffällt, sind mehrere Dinge, die uns schlußendlich dazu bewogen haben, eine Einstufung in die Kategorie 4 vorzunehmen - mehr nicht.

Zum Einen vermissen wir ein Gründungsdatum. Damit fängt´s bekanntlich an, anders formuliert: damit fängt´s schon an. Die Rede ist vom "Frühjahr 1912". Wir wollen mal etwas konkreter werden und dem Verein sagen, wann er gegründet wurde, nämlich im Februar 1912. Über die Örtlichkeit scheinen auch zweierlei Versionen vorzuherrschen - doch Schwamm drüber. Wenn die Rede auf den Spielbetrieb kommt, dann erfährt man, daß der Verein schon nach der ersten Saison die Meisterschaft errang und zwei Jahre später, 1922, erneut Meister der B-Klasse wurde und in die A-Klasse aufstieg. Hierzu mehrere Anmerkungen. Zunächst sollte angegeben werden, wann der Verein welchem Verband beitrat. Denn man tritt bekanntlich erst dem Verband bei, bevor man an den Verbandsspielen teilnehmen kann. Zweitens ist die Frage, welchem Gau der Verein zugeteilt wurde, und drittens sollte man etwas genauer mit den Zeitangaben sein. Wir lösen mal auf: Der Verein trat 1920 dem Süddeutschen Fußball-Verband bei und wurde dem neugegründeten Gau Blies zugeteilt. Die Meisterschaft in der aus zwei Gruppen bestehenden B-Klasse errang man in der Saison 1920/21 und stieg dann in die A-Klasse auf. Auch die weiteren Ausführungen sind nicht immer zutreffend. Mehr noch. Daß der Verein am 10. März 1929 ein Entscheidungsspiel wegen Punktgleichheit um Platz 1 in der A-Klasse des Bezirks 2 gegen den SV Wellesweiler mit 0-2 ( 0-2 ) verlor - das Spiel fand auf neutralem Platz in Neunkirchen statt - , wird nicht erwähnt. Das Kuriose: Die Begegnung mußte zuvor drei Mal (!) wetterbedingt ausfallen und konnte erst im vierten Anlauf über die Bühne gehen. Übrigens: Gaumeister der A-Klasse im Gau Blies wurde dann nicht der SV Wellesweiler, sondern der SV Holz.

Das Übel so mancher Festschrift, nämlich die Mannschaftsbilder nicht mit Vor- und Zunamen zu untertiteln, findet sich leider auch in diesem Festbuch ( Seiten 15, 16, 28, 34, 35 usw. usw. ). Daß es im ganzen Buch nur zwei Tabellen gibt ( Seite 91 ), ist ebenfalls schade. (Abschluß-)Tabellen gehören dazu, das sollte einem Verfasser mit diesem Hintergrund bekannt sein. Im Vergleich zu dem meisten anderen Schrott, der uns in diesem Jahr mal wieder in die Finger gekommen ist, ist das Buch jedoch besser, weil ausgewogener und übersichtlicher verfasst. Und die eingangs erwähnte Festschrift lassen wir bei dieser Betrachtung einmal außen vor.

 

 

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